Sonntag, 6. Oktober 2019 – Meisterschaft

Depo vs. Traktor Emilie – 0:1

Erfolglose Suche nach dem goldenen Ei

Im letzten Meisterschaftsspiel der Vorrunde pflügen 15 verzweifelte Deportaner einen kompletten Acker um – und finden das goldene Ei im gegnerischen 5er dennoch nicht. Ein Matchbericht aus Sicht des hintersten Mannes oder der Beweis des Schmetterlingseffekts.

Der Flügelschlag, welcher die Anfangsbedingungen verändert, und sich langfristig auf die Entwicklung des Systems auswirkt, war ein unscheinbares SMS von Roman: «schiritrio ist wegen verspätung des spiels erst um 14:45 auf Platz 11». Ein gelassenes Depo nahm diese Nachricht nur am Rande zur Kenntnis und ging davon aus, dass auch unser Spiel mit einer leichten Verspätung beginnen würde. Schiedsrichter und Gegner hingegen zählten 11 anwesende Deportaner und befanden, dass das Spiel umgehend zu beginnen habe. Dies führte zu spontanen Umstellungen in der von Trainer Miki akribisch ausgetüftelten Aufstellung und entsprechenden anfänglichen Abstimmungsschwierigkeiten. Und ebendiese wurden vom heutigen Gegner und Tabellennachbar Traktor Emilie schamlos ausgenutzt und Depo in den Anfangsminuten Mal für Mal überrannt. Während die ersten schnellen Rushs über die Seiten mit hohen Bällen auf die langen Stürmer den Torhüter lediglich erschreckten, fand im bereits vierten Versuch ein einstudierter Kopfball den Weg ins lange Eck – 0:1 für Traktor Emilie und man fragte sich, ob jetzt der berühmte Tornado über Depo hereinbrechen würde.

Doch Depo wäre nicht das Depo Edition 19/20, wenn es an dieser Stelle erstarren und auseinander fallen würde. Mit Ankunft des Schiritrios Roman, Morris und Schumsi – an dieser Stelle herzlichen Dank für den Einsatz – fand auch Depo zurück zur gewohnten Ordnung und geordnetem Spielaufbau. Und Depo zeigte Einsatz, ackerte, rackerte, kämpfte und litt, und es machte richtig stolz zu sehen, wie dieses Depo bis zum Schlusspfiff kämpfte und ackerte und litt. Und dies zu Bedingungen, welche unserem ballstarken Spiel leider konträr entgegenstanden. Ein Viertel des Platzes war ein Sumpf, wo der Ball beinahe umgehend zum Stillstand kam und Tim in den Schlussminuten nur haarscharf einer Verletzung entkam, und der Rest sah aus, als wäre eine Maturaklasse vorgängig zum Golf-Brevet gezwungen worden.

Depo griff also zur richtigen Waffe – dem Kampf. So gewann Depo im Mittelfeld die Überhand und den Traktoren gelang bis zur Halbzeit kein gefährlicher Spielzug mehr. Depo hingegen spielte als stehe man auf dem Kunstrasen des Stade de Suisse und versuchte den Ball gesittet und geordnet über den Acker namens Platz 11 – Geburtsort unzähliger Depo-Sternstunden – zu tragen. Ein leider komplett erfolgloses Unterfangen. Das Spiel begann sich in der gegnerischen Hälfte abzuspielen, ohne gross zwingend zu werden. Ein Abschluss von Loris und die wachsende Zuversicht waren die einzige Ausbeute zur Pause.

Die zweite Halbzeit gestaltete sich wie eine Akzentuierung der ersten. Depos aufgezogenes Pressing wurde in den ersten Minuten durch einen Pfostenknaller Traktors unterbrochen, worauf eine langanhaltende, glücklose Sturm und Drang Phase Deportivos einsetzte. Doch die Traktoren verbarrikadierten die Mitte und Depo fand keinen Weg, um über die sumpfigen Flanken einzufallen. So wurde der Ball Mal für Mal über den ganzen Platz getragen bis tief in den gegnerischen 5er hinein, um selbst dort noch ein beindruckendes Tiki Taka aufzuziehen. Im American Football wäre der Spielstand  mittlerweile 28:0, die Anzeigetafel jedoch zeigte noch immer 0:1 und der Boden wurde minütlich tiefer. Durch die sich nun öffnenden Räume kam der Gegner zu zwei hochkarätigen Kontern: Einmal wurde die gesamte Hintermannschaft umlaufen, doch nach dem finalen Hackenschuss ins vermeintlich verwaiste Depo-Tor erwachte der Torhüter mit dem Ball sicher in seinen Händen. Und kurz darauf fand sich der einzige Torschütze des Tages nach einem langen Ball alleine im 16er vor, musste aber seinen strammen Schuss wiederum mirakulös in des Torhüters Händen versorgt sehen.

Depo gab niemals auf, glaubte stets an die Wende, und versuchte noch ein offensives Schlussfeuerwerk zu zünden. Icaro setzte zwei satte Schüsse knapp neben das Tor und segelte nach einem Freistoss von Miki um Haaresbreite am Ausgleich vorbei. In den allerletzten Minuten wäre Loris mit einem halbhohen Knaller beinahe ein spektakulärer Treffer gelungen, doch das Glück war uns heuer nicht hold. Etliche Hände wurden mehrmals vergebens in die erlösende Höhe gestreckt – doch am Ende folgte die zweite Niederlage, welche die 15 Deportaner ein bisschen konsterniert und nach Erklärungen ringend vom Platz schreiten liess.

Wären wir schon von Anfang an geordnet gewesen, hätten wir mehr über die Aussenbahnen geschaltet, hätte jemand Schmerzmittel für Tom gehabt, etc. etc. Als ehemaliger 6er ist mir heute aber vor allem Eins geblieben: Der 80-minütige, unermüdliche Einsatz jedes Einzelnen für die Gemeinschaft Deportivo La Habana in einem absolut fairen Spiel. Der Cupfight kann kommen!

Simon

Deportivo mit: Simon; Bene, Mathieu, Haile, Schumsi, Roman, Jonas, Jonathan; Miki, Morris, Benno, Loris; Icaro, Tim, Tom.

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