Geschichte

«Ein Fussballklub für Fussballfans», lautete 1998 das Gründungsmotto, etwas prosaischer ausgedrückt: Ein paar Kollegen hatten Lust zum Tschutte und, sollten sie mal nicht tschutten, das eine und einzige Thema in all seinen Facetten zu verhandeln: Fussball. Rasch war mit leisem Zwinkern der revolutionskitschige Name «Deportivo La Habana» erfunden, das Vereinsemblem wurde dem Label von Havana Club nachempfunden, und bis heute erhält jeder Gegner in Zürichs Alternativliga vor dem Ankick eine Flasche selbigen Rums überreicht. Rum statt Ruhm scheint das heimliche Vereinsmotto zu sein, denn die offizielle Losung ¡Hasta la victoria siempre! liess sich bisher nie in letzter Konsequenz umsetzen. Dafür gelten die Habaneros selber als überaus trinkfest, legendär sind die früheren Ausflüge ans Pfingstturnier im österreichischen Stams. Feste können wir nicht nur organisieren, sondern sie auch feiern, zuletzt das 11-Jahre-Jubiläum 2009. Lange Jahre amteten Jon Keller, Thomas Scheller und Roger Oklé im Triumvirat als Kopräsidenten, bis Oklé dann auch auf dem Papier wurde, was er in Wahrheit längst war: alleiniger Máximo Líder und die Seele des Vereins, Antreiber auf dem Feld, Eintreiber versäumter Mitgliederbeiträge hinter den Kulissen. Im Frühjahr 2010 legte Roger das Präsidium in jüngere Hände, Michael «Vögi» Vogel lenkt nun Deportivo, der langjährige Captain Fisch übergab an Miro Meyer. Als Coach amtet mit Geduld und Umsicht Thomas «Huebi» Huber, vermutlich das professionellste Element im Spiel. Anfänglich bildeten Jungs aus der Velokurierszene, Medienleute und Vertreter der Musikindustrie (die es damals noch gab!) den Kern des Teams, heute ists ein bunter Mix aus Sozialarbeitern, Versicherungsheinis, Journis, Managern und Arbeitslosen; ein Swiss-Mitarbeiter ist genauso dabei wie die betörendste Stimme von DRS3. Da viele der einstigen Spunde inzwischen Familienväter sind, ist das eine Thema heute nicht mehr das einzige. Die Ausflüge in ferne Stadien – Camp Nou, Arena auf Schalke, San Siro – und die gemeinsamen Konzertbesuche wurden etwas seltenber, doch der Zusammenhalt blieb. Und seit Deportivo La Habana sich zur Ökumene bekennt und neben den alteingesessenen FCZ-Jüngern und dem einen Berner – geduldet, weil sein YB ohnehin nie Meister wird – neu auch andere Religionen wie GC zulässt, gelang 2009 eine mirakulöse Verjüngung der Mannschaft. Geblieben sind wir ein Stimmungsteam mit Höhenflügen und Abstürzen, anzusiedeln irgendwo im Mittelfeld der Liga. Sportlicher Höhepunkt war der fünfte Meisterschaftsrang 2001, stolz stellten wir mit Philipp «Blatovic» Blattmann auch schon den Torschützenkönig. Mal gibts einen Ausreisser nach oben, mal wenden wir nur mit Not den allerletzten Rang ab. Meist aber gelingt, frei nach dem Motto «Mal verlieren wir, mal gewinnen die anderen» die Balance zwischen Kumpanei, Jekami und sportlicher Ernsthaftigkeit. Keiner wird ausgeschlossen, aber im Zweifelsfalle schickt Huebi seine beste Elf aufs Feld. Falls er denn bei Matchbeginn wirklich elf Spieler zur Verfügung hat. Tainiert wird sommers im Seefeld, winters etwas weiter oben in der Kanti Hottingen, wobei der Trainingsfleiss im Winter erstaunlicherweise weit grösser ist als während der Saison. Mittlerweile wird an der bierseligen GV die mögliche Bildung eines Serniorenteams – zuvor ein Dauerbrenner, aber immer wieder verworfen – schon gar nicht mehr auf die Traktandenliste gesetzt. Wir sind überzeugt, den Schritt in die Ehrenliga dereinst geschlossen zu machen. La Habana Vieja muss also warten, derweil wir mit den DeporDivas seit 2003 ein Schwesterteam haben, das uns an Ehrgeiz und vor allem Erfolg längst überflügelt hat. Deportivo La Habana Zürich in einem Satz? «Nur» ein Plauschklub, der vielleicht gerade um des Plausches willen vielen eine zweite Heimat, eine Familie neben der eigenen Familie geworden ist. Depo o muerte, wie wir zu sagen pflegen. Oder mit den Worten von Gründervater Roger Oklé: «Wir versuchen, den Mitspielern die Freude am Fussball zu vermitteln, so intensiv, wie jeder mag.»