Es war eine steile These, die Rechtsverteidiger Bänz Friedli unmittelbar nach dem Schlusspfiff über Whatsapp verbreitete: «Sorry aber das war eines der besten Depos, die ich je gesehen habe in 23 Jahren.» Klingt gut, aber trifft das auch wirklich zu? Truthbänz oder Fake News? Der absolut unbestechliche kritische Faktencheck.
1. Die Taktik
Die Qualität eines Trainers zeigt sich bekanntlich auch daran, dass er nicht einfach stur an einem fixen System festhält, sondern die taktische Ausrichtung im richtigen Moment dem Kader und dem Gegner anzupassen weiss. Vor dem Spiel gegen die Rosen überraschte Coach Miki also mit einer Abkehr vom bewährten 3-5-2 mit zwei offensiven Aussenläufern. Stattdessen: 4-1-4-1 mit nur einer nominellen Spitze und Miki als Scharnier zwischen Verteidigung und Mittelfeld. «Gut stehen gegen einen starken Gegner», war diesmal die Devise. Mit Blick auf das Resultat darf man festhalten: Der Plan ist voll aufgegangen.
Faktencheck: Korrekt, 10 von 10 Punkten.
2. Die Umsetzung
Die Qualität einer Mannschaft zeigt sich bekanntlich auch daran, wie flexibel sie die taktischen Vorgaben des Trainers umsetzt. Hier muss man sagen: Depo zeigte nicht die geringste Mühe mit dem Systemwechsel. Man hielt den Ball vom eigenen Tor fern und suchte über eine brutal ballsichere Mittelfeldachse zielstrebig den Weg in die Spitze. Hinten stand derweil eine gnadenlos stabile Defensive um Philippe und El Presidente, die sich nie aus der Ruhe bringen liess. Chancen blieben vorerst noch Mangelware, die vielleicht grösste in der ersten Halbzeit war ein gefährlich sich senkender Distanzschuss der Rosen – doch Goalie Kai lenkte ihn mit Häuptlingsblick an die Oberkante der Latte, ehe er den zurückspringenden Ball sicher behändigte.
«Die Aussenverteidiger also eher defensiv, oder offensiv wie sonst?» so hatte Aussenverteidiger Reto kurz vor Anpfiff extra nochmals den Coach gefragt. Dessen Ansage war klar: diesmal eher defensiv. Auf dem Platz schien das Reto dann aber nicht gross zu kümmern. Wieso denn Entweder/Oder, wenn du stark genug bist, um beides zu spielen? In der zweiten Halbzeit mündete einer dieser Vorstösse in der ersten Grosschance des Spiels. Von rechts aussen über zwei, drei Querpässe direkt vors Tor – ein Querpass zuviel? Nein, da stand Thiago, wunderschön freigespielt – doch statt im weiten Eck landete der Ball am Pfosten. Ungläubige Blicke an der Seitenlinie.
Bald darauf dann packte Fabien an der Strafraumgrenze seinen Zauberfuss aus, als er einen weiteren von Depos zügig vorgetragenen Angriffen mit einem wunderprächtigen Schlenker ins Lattenkreuz abschloss. Prädikat «Tor des Jahres», mindestens. Und als Miki bald darauf eine Ecke so gefährlich aufs nahe Eck zirkelte, dass einer der Rosen den Ball unglücklich ins eigene Tor ablenkte, zog Depo auf 2:0 davon. Völlig verdient und durchaus dem Spielverlauf entsprechend.
Faktencheck: Weitestgehend korrekt, 8 von 10 Punkten.
3. Das Resultat
Mit dem beruhigenden 2:0 im Rücken sah es so aus, als würde Depo dieses Ding cool herunterspielen. Doch dann, eine kleine Unkonzentriertheit und ein unnötiger Ballverlust in der eigenen Hälfte, die Rosen kombinierten sich zügig vors Tor – Anschlusstreffer. So folgten doch noch ein paar nervöse Schlussminuten, ehe sich El Presidente ein letztes Mal in den Ball warf, um gegen den durchgebrochenen Flügel in höchster Not zur letzten Ecke zu klären – und dann wars geschafft. Und nach diesem so souveränen Auftritt muss man sagen: Letztlich knapper als nötig, dieses 2:1.
Faktencheck: Bedingt korrekt, 5 von 10 Punkten.
4. Fairplay
Wow. Natürlich auch dank einem ausgesprochen fairen Gegner. Selbst der eine oder andere hitzige Wortwechsel wurde schnell per Handshake erledigt.
Faktencheck: 10 von 10 Punkten.
5. Eigenlob
«Sorry aber das war eines der besten Depos, die ich je gesehen habe in 23 Jahren.» Sorry, aber dazu muss man festhalten: Der Mann, der diese These aufstellte, hat selber auch nicht nur zugeschaut. Eines der besten Depos, die Bänz je gesehen hat? Das ist schlau formuliert, damit man nicht gleich merkt: Bei einem, der selber mitgespielt hat, ist das natürlich alles Andere als objektiv. Verkapptes Eigenlob – gibt leider Abzug vom Autor dieses natürlich streng objektiven Faktenchecks.
Faktencheck: Objektivität zweifelhaft, 2 von 10 Punkten.
Floke
Depo: Kai – Bijan/Floke, Philippe, Vögi, Reto/Bänz – Miki – Kasper, Serge/Benno, Icaro/Fabien, Jonathan/Mischa – Ivan/Thiago
Wenn meine Behauptung mit 33 von 40 Punkten zutrifft, wenn wir sie nun mal ganz objektiv auf alle anderen Spieler beziehen und nur mich ausklammern – dann ist dies der verdammt beste Matchbericht, den ich je über Depo gelesen habe.