Bogen F? Bogen K!

Freitagabend im Bogen F: Grossandrang bei der rauschenden Depo-Jubiläumsparty. Und zwei Tage später auf dem Platz, wo die Wahrheit liegt? Grossandrang, auch auf Platz 11.

Sage und schreibe 18 Depos stehen bereit, die ihren Kater ausgeschlafen, ihre Würste und ihren Risotto verdaut, ihre Familiengrippe auskuriert hatten – heiss auf den Start in die neue Rasensaison, auch wenn es absurderweise bereits Spiel Nummer sechs der laufenden Saison sein sollte. Zu feiern gibts auch etwas, nämlich das langersehnte Comeback von Miklos als Spielertrainer, der sein bewährtes 3-5-2 aufsetzt, mit ihm als Libero und Vögi ganz vorn (Variante «Presidential Sturmtank»).

Die Anfangsminuten: Depo noch nicht so richtig sortiert, die schnellen jungen Clandestinos laufen uns teils schwindlig. Nicht ganz überraschend, dass wir uns irgendwann das 0:1 einfangen: Der Captain und, nach dem ergrauten Haupthaar zu schliessen, Teamsenior der Clandestinos trifft auf eine Flanke von rechts wuchtig per Kopfball. Doch Depo erobert sich über seine Laufstärke zunehmend den Zugriff aufs Spiel, bald scheint der Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit.

Und siehe da: Zaubertor! Kasper wird in der Spitze steil geschickt, entledigt sich des letzten Gegenspielers und schaut kurz hoch, wo ihm der Goalie entgegen kommt – worauf Kasper ihn saucool mit einer präzis gezirkelten Bogenlampe überlupft. Auf den Bogen F folgt also der Bogen K – grosses Entzücken auch an der Seitenlinie, bei Kind und Kegel und bei Bänz als mitfieberndem Gümmeler auf Tourpause. Wenig später könnte Depo gar in Führung gehen, doch der Schreibende verpasst beim ersten Ballkontakt seinen ersten Treffer seit gefühlt 26 Jahren, weil der Clandestino im Tor viel zu schnell unten ist. Mit einem leistungsgerechten Remis gehts in die Pause, doch die Depos und ihr Coach wissen: Da geht mehr.

«Etwas riskant, aber versuchen wirs!» So fasst Miklos seine Umstellungen für die zweite Halbzeit zusammen: Sturmtank Vögi wird zurück in die Abwehr beordert, Miklos rückt eine Reihe vor, um als Sechser ganz Depo in ein gnadenloses Pressing zu schicken. Der Plan geht auf – und Depo belohnt sich bald für den Aufwand. Rechts vor dem Strafraum kommt Severin an den Ball, lässt den ersten Gegenspieler stehen, geht in den Abschluss und trifft, leicht abgefälscht, zum 2:1. Momentum, anyone?

Danach zeigen sich aber vielleicht doch ein paar Nachwirkungen der Jubiläumsparty. Mit zunehmender Dauer lässt Depo auf dem Platz die letzte Konsequenz vermissen, Biss und Laufbereitschaft nehmen ab, Löcher tun sich auf. Rechts aussen läuft schliesslich ein Clandestino durch und passt scharf zur Mitte, wo ein Stürmer zu viel Platz hat und ohne Probleme zum Ausgleich einschiebt. Bald darauf kommen sie nochmals gefährlich vors Tor, doch Alessandro klärt in höchster Not. Hätte also auch noch schlimmer kommen können.

Dem berauschenden Depo-Jubiläumswochenende fehlte so letztlich die Krönung auf dem Rasen. Aber die Vibes waren da, und sie waren gut. Merke: Wenn das Glas halb leer ist, ist es im Fall immer auch halb voll (und umgekehrt). Ausser am Freitagabend, da waren irgendwann alle Gläser leer. (Floke)

Aufstellung: Jonas – Alessandro, Haile, Miklos, Philipp, Schumm – Benno, Floke, Icaro, Kasper, Loris, Luca, Matteo, Serge, Severin – Flo, Vögi, Thiago

Any Given Sunday: Ein letzter kleiner Schritt gegen Cabrón, ein grosser Schritt für Depo

#asktheoldman lautete der Hashtag des Tages: «Beste Depo-Saison aller Zeiten», so meldete im Chat das historische Gewissen von Depo, das am Spieltag wohl gerade anderweitig beschäftigt war, wie man auf Facebook sehen konnte (prominentes Klassentreffen in irgendeinem Grandhotel, mehr dazu bald in der Schweizer Hitparade).

Der letzte Schritt zum Grande Finale um Rang 3 war dann aber nochmals ein gutes Stück Arbeit. Dabei sah es zunächst eher nach einem Spaziergang bei 30 Grad aus, gegen einen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel. Und noch vor der ersten Trinkpause ging Depo folgerichtig in Führung: Eine Doumbia-Gedächtnisflanke von links aussen (Eigenlob stinkt, sorry) wurde immer länger, und weil ein Rohner-van-Basten-Gedächtnisvolley für Kasper am hinteren Pfosten viel zu easy gewesen wär, setzte er den Ball lieber per Kopf ins Netz.

So hätte es eigentlich gut weitergehen können, aber mit der ersten richtigen Chance – Flachschuss von halblinks, noch unglücklich abgelenkt – glich Real schon wieder aus. Bald darauf kombinierte sich Depo einmal mehr unwiderstehlich nach vorn, und vor dem Tor legte Flo Lanz blitzsauber nach rechts auf Tom, der eiskalt zum 2:1 einschob. Doch auch diesmal: Lange hielt diese Führung nicht.

Es war wie verhext: Während der Gegner vielleicht zweieinhalb Chancen für zwei Tore brauchte, versuchte sich Depo daran, dem Fluch des «Chancentods» immer wieder ganz neue Facetten abzugewinnen. Es gibt ja auch wirklich unzählige Wege, das Tor nicht zu treffen (die Details sparen wir uns). Der härteste Gegner von Depo hiess an diesem verdammten Sonntag nicht Real Cabrón. Der härteste Gegner von Depo war Depo selber, mit seiner Chancenauswertung.

So war es in der zweiten Hälfte letztlich ein Kunstschuss von Icaro, der Depo die Erlösung schenken sollte: wunderschöner Lobball von der Strafraumgrenze, der sich hinter dem Goalie unter die Latte senkte. Doch auch das konnte die Nerven nicht restlos beruhigen, und so sah sich Coach Miki genötigt, sich trotz lädierter Achillessehne selber noch einzuwechseln, um in den letzten zehn Minuten für mehr Ruhe und Ordnung zu sorgen. (Für so viel Aufopferung gabs dann väterliche Schelte von Bijan nach dem Spiel: «Das machsch nie meh!»)

Jetzt heisst es also: Auf zum besten Saisonergebnis der Depo-Geschichte, und Rang 3 o muerte! Was allerdings immer noch ungeklärt ist: Wer im Hashtag #asktheoldman denn nun eigentlich mit dem alten Mann gemeint war. Alte Männer? Gibt’s nicht bei Depo.

Depo: Simon Sigg – Vögi, Schummsinho, Alessandro, Jonathan – Benno, Bijan, Ettore, Floke, Icaro, Ike, Miki, Raul, Reto – Flo, Kasper, Simon Schrämli, Tiago, Tom

Die Demonstration

Crush-Time-Stärke führt zur Big Time Chance – Ein Rückblick auf den Rückrundenstart

Depo steht drei Runden vor Schluss im Klassement auf Platz Zwei. Diese Zusammenfassung, getrübt durch teils grossen zeitlichen Abstand und daher wohl auch schöngefärbt, schildert die letzten drei Spiele, welche Depo in eine erschreckend gute Position gebracht haben.

Drei Matches, sechs Punkte (Kommentar: Scheisse!, siehe Spiel 1), 7-3 Tore: Depo hat einen gelungenen, wenngleich nicht perfekten Rückrundenstart hingelegt. Scheinbar beflügelt vom Trainingslager in Hamburg wurde die nach der Vorrunde doch überraschende Platzierung im Klassement gehalten. Am 12. Juni kommt es daher zum Showdown, mit Depo im Spitzenkampf gegen Atletico Bernina, Tabellenführer gegen Tabellenzweiter. Alle Welt fragt sich: Wie konnte es soweit kommen. Nun:


Pt. 3/3 – Die Demonstration

Mit einem Kader, der an den des besten Depos aller Zeiten erinnerte (Der Faktencheck), wurde der ehemalige Trainingsgefährte in Angriff genommen. Dieser kamen mit dem Rückenwind eines klaren Sieges gegen die bislang hervorragend platzierten Morgensterns ins Match. Trotz des beeindruckend professionellen Warmmachens des Gegners findet Depo von Beginn an sehr gut ins Spiel. Die Abwehr um Hünen wie Vögi (als laufstarker Aussenverteidiger!), Oberländer Matteo (pok, alles andere als ein Hüne) oder Nordostlicht Phillip steht, umsichtig und zweikampfstark dirigiert von Miki. Das Mittelfeld ist lauf- und spielüberlegen. Gerade Icaro, Ike und Morris sorgen für Dominanz. Vorne terrorisieren Tom und Simon (in den Ruhepausen auch Thiago) die Abwehr durch Körperlichkeit und ständiges Anrennen.

Nach ca. 25 Minuten und einer bei 15 Grad eher fragwürdigen Trinkpause ist es so weit. Ike wird nach Zidane-Gedächtnistrick über links klar gelegt. Die zaghaften Einwände, dass dies auch ausserhalb des Sechzehners gewesen sein könnte, werden nicht akzeptiert. Da Depo der neuen Hüfte des Goalies nicht traut und der Weg zum Punkt auch arg weit ist, übernimmt Vögi Verantwortung und schiebt den Penalty sicher ins recht untere (mittlere) Eck. Wenige Minuten später sorgt Simon S. mit gütiger Mithilfe des Hü-Goalies für den Doppelschlag. Folgendes war passiert: Eine Flanke nach Eckstoss segelt in den Sechzehner. Der Goalie steigt stilsicher hoch, fängt den Ball, nur um ihn postwendend wieder und vor allem hinter sich fallen zu lassen. Dort steht Simon, der quasi nur noch ins Goal rennen muss. Und beinah, beinah erzielt Tom noch vor dem Pausenpfiff das 3-0, doch der gegnerische Goalie macht seinen Fehler mit schöner Parade wieder teilweise wett. Die Ex-Hüs spielen zwar gefällig mit, entwickeln aber mit Ausnahme einer Direktabnahme, die dem Torwart eine Parade beschert, die wesentlich schöner aussah als sie schwierig war, auch dem starken und konzentrierten Abwehrverhalten wegen kaum Torgefahr.

Die zweite Hälfte war dann ein Warten auf das erlösende 3-0. Nur wollte und wollte dies trotz nicht gerade weniger Konterchancen einfach nicht fallen. Morris, Ike, Simon und wiederholt Tom scheiterten am Goalie oder – eher noch – an sich selbst. So blieben die gefühlt fünf gewonnenen Zweikämpfe in einer Minute von Erfahrungsleader Bänz lange das Highlight. Bis zur letzten Minute, dort machte der Präsident mit einem arg weiten Einwurf aus der eigenen Hälfte (!) das Spiel plötzlich sehr schnell und Tom, nachdem er zwei Abwehrspieler und den Torwart teils mehrfach ausgespielt und überlaufen hatte, das 3-0. Schlusspfiff, fertig.

Die letzten drei Spiele ausstehend grüsst Depo nun also punktgleich mit Bernina von Platz 2. Wenn den Schreibenden die mathematischen Kenntnisse nicht verlassen haben, kann Depo schlimmstenfalls noch Siebter der Gruppe und vor allem – für einzelne Personen nicht unwichtig –  nicht mehr von Sputnik überholt werden. Aber, natürlich ist jetzt nicht die Zeit für grosse Sprüche. Wir halten den Ball flach, freuen uns über die Momentaufnahme und gehen die restlichen drei Matches mit Fokus und der nötigen Demut an.

#depoomuerte

Ach egal, scheiss auf Understatement: Depo wird nächsten Sonntag die Grün-Weissen vom Platz an der Sonne schiessen und danach die Saison mit zwei weiteren Siegen auf Platz 1 der Gruppe beenden. Es folgen ein klarer, verdienter und umjubelter Sieg im Finale und irgendwann die Weltherrschaft – mark my words!

Kai