Olli Kahn wäre ausser sich gewesen, hätte wahllos Kungfu-Tritte verteilt oder in diverse Ohren gebissen, hätte er das miterlebt. Nach Spielschluss herrschte bei Bayern Depo nämlich allgemeine Zufriedenheit. Man habe gut gespielt, man hätte die besseren Chancen gehabt, man habe den Gegner (Gremio, i.ü.) in der eigenen Hälfte zum Laufen gebracht, man werde noch einige Punkte holen, wenn man so weiterspielt. Alles richtig – bis auf die letzte Aussage, weil wir das nicht wissen können -, aber am Ende steht leider eine 1-2 Niederlage zum Rückrundenauftakt.
Halbzeit 1 – wenig los, ausser Scheisstor nach Standard
Während sich Gremio (ein wenig streberhaft) am einlaufen war, trudelten so langsam 15 Depos auf Platz 6 ein, darunter immerhin der komplette aktuelle und der komplette ehemalige Vorstand. Die etwas spärlichere Vorbereitung schien allerdings kein Nachteil zu sein, denn Depo konnte das Spiel von Beginn weg ausgeglichen gestalten. Coach Matteos Taktik, bestehend aus einem Wechsel vom 4-1-4-1 auf ein klassisches 4-4-2, und seine mit Verve vorgetragene Forderung, keine Lücken zwischen Mittelfeld und Abwehr entstehen zu lassen, funktionierte defensiv hervorragend. Offensiv fand Depo hingegen trotz ansehnlicher Ansätze noch kaum zu gefährlichen Aktionen. Eigentlich schien alles auf ein 0-0 zur Pause hinauszulaufen. Eine Standardsituation in Form eines scharf hineingezogenen Freistosses von rechts, in welchen der beste Gremioakteur – leider – perfekt einlief und so den Ball aus ca. sechs Metern trotz enger Verfolgung von Alessandro einschieben konnte, brachte Depo aber in Rückstand.
Halbzeit – Ansprache und Gelächter
Coach Matteo reagierte mit einer aufmunternden Halbzeitansprache, ohne an der Taktik etwas zu ändern. Warum auch? Schliesslich war Depo nicht resigniert, sondern der Glaube an die eigene Chance und mindestens den Ausgleich absolut spürbar, wie u.a. der folgende Wortwechsel illustrierte:
- Alessandro in der Analyse des Gegentreffers: „Der läuft immer rein und ist so schnell. Entweder nehmen wir ihn zu zweit oder ein Schnellerer muss ihn decken.“
- Der aktuelle Präsident (suchend, leicht verzweifelt in die Runde blickend): „Ich schaue mich gerade nach einem solchen hier um.“
- Der ehemalige Präsident (mit einem Lächeln, aber auch einer gewissen Mühe aus der Hocke sich erhebend): „Ich hatte mich geduckt, Du konntest mich nicht finden.“
Halbzeit 2 – Alles gut ausser weiterem Scheisstor und ausgelassenen Chancen
Trotz der Bemühung, die gute Laune und die spielerischen Vorsätze auch umzusetzen, lief das Spielglück Depo erstmal zuwider. Nach fünf gespielten Minuten lag man urplötzlich mit 2-0 zurück. Ein paar unglückliche Zweikämpfe, ein cleverer Pass von der Torauslinie in die Mitte und ein überlegter, unhaltbarer Abschluss ins lange Eck und es war geschehen.
Von Einbrechen oder sich ins eigene Schicksal fügen zeigte Depo in Folge keine Spur. Im Gegenteil: Angetrieben vom Mittelfeldduo Luca und Marc, der als Signature Move minutenlang ein bis drei Gegenspieler ausdribbelte, um dann grossartige, raumöffnende Pässe auf Matteo zuspielen, wurde das Spiel dauerhaft in die Gremiohälfte verlagert. Der Gegner musste sich auf wenige, aber dabei gefährliche Konter beschränken. Doch Depo wurde bei diesen seltenen Anlässen vom sicheren Goalie Simon im Spiel gehalten.
Leider verfügte Gegner auch über eine sehr solide Nummer 1, der sowohl einem tollen Angriff über Miki und Tom die Krönung nahm, als auch die wirklich brandgefährlichen, aufs lange Toreck gezogenen Ecken von Luca beinah mühelos pflückte.
Eine Ecke führte aber dann jedoch zum hochverdienten (Tor-)Erfolg. Dieses Mal wurde Ball lang, zum hinter dem zweiten Pfosten wartenden Simon Sch. gezogen. Der köpfelte den Ball im hohen Bogen zurück, wo Vögi mit seiner Körperlichkeit mehrere Verteidiger aus dem Spiel nahm, so dass der nicht für seine Leibesgrösse bekannte Miki den Ball irgendwie (Kopf, Schulter, Brust?) über die Linie bugsieren konnte.
Danach verstärkte Depo im Prinzip bis zum Schlusspfiff den Druck aufs gegnerische Tor. Aber weder Tom (nach mehreren sehr guten Durchbrüchen), noch Päde, noch einem anderen Depo war ein Torerfolg vergönnt, auch und gerade aufgrund der in dieser Liga eher selten (ausser Depo!) zu sehenden Klasse des Keepers.
Fazit
Mit diesem Kader, bestehend aus alten oder sogar sehr alten Abwehrhaudegen, einem ballsicheren und spielstarken Mittelfeld mit Blutsverjüngung durch Neuspieler Leon, mit denjenigen, die sogar noch fehlten (Marc M.), dieser Spielanlage und etwas Sturmglück sollte tatsächlich in der «Todesgruppe» noch was zu holen sein. Wie der eingangs zitierte ehemalige deutsche Nationaltorhüter so schön formulierte, während er im Hamburger Volkspark eine Eckfahne vergewaltigte: „Immer weiter, immer weiter“!
Depo: Tor: Simon S. – Abwehr: Jonas (Reto), Vögi, Alessandro, Jonathan (Kai) – Mittelfeld: Matteo, Leon, Luka (Päde), Marc, Benno (Miki) – Sturm: Simon Sch. (Tom)
Depo o muerte
Kai