Bringt ja nichts, in den eigenen Wunden zu stochern, also machen wir’s kurz und schmerzlos: Wieder nicht schlecht gespielt, wieder verloren, wieder kein Tor geschossen. Wieder hinten recht gut gestanden, wieder praktisch keine echten Chancen herausgespielt. Vor allem in der zweiten Halbzeit lief der Ball streckenweise schon flüssig durch die eigenen Reihen, aber Durchschlagskraft in der Offensive war auch gegen die überaus fairen und spielerisch überaus biederen Gegner von Dynamo Röntgen ein Fremdwort. Wo bitte gehts hier zur Gefahrenzone?
Problemzonen haben wir viele, einzig das eigene Tor gehört nicht dazu, da hielt Luca einmal mehr, was es zu halten gab. Und es hilft sicher nicht, wenn wir bislang in jedem Spiel mit komplett anderer Besetzung im zentralen Mittelfeld antreten müssen. Zu allem Übel verloren wir schon im ersten Durchgang auch noch Rico, der bei einem Zweikampf an der Aussenlinie unglücklich umknickte. Aussenband gezerrt? Das medizinische Bulletin steht noch aus, aber der Schreibende wünscht so oder so gute Besserung.
Mehr als die Hälfte der Gruppenspiele sind jetzt durch, also höchste Zeit für einen Blick auf die Statistik. Nach drei Runden gibt es in der ganzen Liga nur drei Mannschaften, die weniger Tore kassiert haben als Deportivo La Habana. Merke: Wenn Fussball nur in der Defensive gespielt würde, könnten wir ganz vorne dabei sein. Aber wie wir leider wissen, hat jede Statistik ihre Kehrseite. Und bei uns ist sie alarmierend: Nach drei Runden gibt es keine Mannschaft, die so wenige Tore geschossen hat wie Depo, nämlich keines. In Zahlen: 0. Zero.
(Vielleicht hätten wir uns doch umtaufen sollen, wie das Trainer Yann an der GV angeregt hatte. Der Filmkritiker hätte inzwischen auch eine Idee: Zero Dark Depo.)
Jetzt aber Schluss mit unlustig und fertig mit zwecklosem Zweckzynismus. Nach dem Spiel gegen Dynamo gelangte eine langjährige Teamstütze in ihrer schonungslosen Analyse zum Schluss: Realistisch sei Rang 21. Für den Rest der Saison kann es also nur noch ein Ziel geben: diese deprimierende Prognose zu übertreffen.
Florian Keller