Einer für die Ewigkeit – eine Würdigung

Dieser Match hatte alles, was wir am Fussball lieben: gutes Wetter, ehrenvolle Gäste auf der Tribüne, Spannung bis zum Schluss, Tore für die Ewigkeit, Tacklings in höchster Not, Emotionen, Kampfgeist, Solidarität und ganz viel Depo-Spirit. Fast schon tun einem jene leid, die stattdessen im Letzigrund sogenannten Profifussball schauen mussten.

«Knapp, aber viel Qualität und Charakter 👌😎» lautete das Credo von Coach Miki, als er am Samstag um 20 Uhr die Aufstellung für die Affiche gegen Sputnik durchgab. Manch einer, der auf dem Matchblatt verzeichneten, freute sich wohl bereits darauf, seine in langen und häufigen Winterläufen erarbeitete konditionelle Frühform endlich mal über 80 Minuten zur Schau stellen zu dürfen. Andere liessen sich noch spontan zu ein paar erwartbaren Einsatzminuten verleiten; zumal die vorgegebene Taktik – das altbekannte 5-3-2, das offensiv zu einem 3-5-2 wird – ein lauf- und einsatzfreudiges Spiel versprach.

So kam es auch und auch heute brauchte Depo ein paar Minuten, bis die Ordnung auf dem Platz gefunden wurde, der vorgesehene Torwart im Tor stand und alle ihre Betriebstemperatur erreicht hatten. Und dann stand es bereits 0:1. Sputnik schien eingespielt und machte von Anfang an Druck. Sie spielten sich vor den Strafraum, wo einer plötzlich im unebenen Rasen hängen blieb und unter Schmerzen zu Boden ging. Seine Kollegen spielten ungeniert weiter und weil einer von uns beim Verletzten stehen blieb und so das Abseits aufhob, schob der Stürmer frei vor dem Tor zur Führung ein. In solchen Situationen wünschte man sich einen Schiedsrichter, der eine klare Entscheidung träfe. Der Verletzte fürchtete übrigens zuerst eine Bänderverletzung im Knie, konnte aber kurz darauf aus eigenen Kräften den Weg zur Bank antreten.

Unsere Farben, die jenen Sputniks doch relativ ähnlich waren, zeigten zum ersten Mal an diesem Nachmittag Charakter und steckte nicht auf. Depo kam besser ins Spiel und konnte das Geschehen ausgeglichener gestalten. Miki zog von hinten die Fäden und in der Mitte sorgten Serge, Icaro und Luca für Stabilität. Sputnik musste in der Folge ab und an nach hinten spielen und sahen sich auch da stetigem Druck von den spritzigen Matteo und Sevi ausgesetzt. Ersterer erlief schon bald einen zu kurz geratenen Rückpass auf den Torwart und lupfte ihn gekonnt zum Ausgleich in die Maschen.

Sputnik war genervt, nicht zum letzten Mal heute. Aber sie hatten ein paar frische Leute an der Linie und konnten den Druck nochmals erhöhen. Ein geschickter Doppelpass über die rechte Seite liess den Schreibenden alt aussehen und die scharfe Hereingabe fand einen Abnehmer, der den Ball im zweiten Versuch zur erneuten Führung im Tor unterbrachte, nachdem Tiago den ersten stark pariert hatte. In der Folge konnte sich keine der beiden Mannschaften klare Vorteile erarbeiten, das Spiel war umkämpft und konnte – so schien es – jederzeit in die eine oder andere Richtung kippen. Tom, nun auch im Sturm, war jederzeit anspielbar und hielt seine Gegenspieler auf Trab. Aber Zählbares kam bis zur Pause nicht mehr zustande.

Nach dem Wiederanpfiff ging es im gleichen Stil weiter, bis Reto eine Flanke von links zum erneuten Ausgleich einnickte. Was hier so lapidar steht, war in Wirklichkeit ein Gemälde von einem Tor. Die Flanke kam gut, aber der Gegenspieler stand auch gut. Wie Reto da mir nichts, dir nichts in den Kopfballzweikampf stieg, sich mit Nachdruck den nötigen Raum verschaffte und seelenruhig den Ball contre-pied im hohen Eck versorgte, war schlicht unerhört. Sascha Ruefer hätte laut «TOOOR» geschrien im Kommentar, um dann nachzuschieben «Reto ist kein richtiger Kopfballspieler». Er wäre auch hier falsch gelegen, denn wer solche Tore schiesst, überragt sie alle.

Zurück zum Spiel. Wieder Ausgleich, wieder war Sputnik genervt. Doch sie hatten je länger, je mehr Mühe mit dem Spielaufbau. Depo stand jetzt höher, unterband viele Versuche bereits in Sputniks Hälfte und suchte die erstmalige Führung, beflügelt von Retos Zaubereien. Doch die Beine wurden halt doch müde und zwischendurch gelang es Sputnik, sich freizuspielen und mit schnellen Kontern vor dem Tor aufzutauchen. Manch ein Tackling in höchster Not war notwendig, zum Glück eine Spezialdisziplin vom Presidente Vögi. Ein andermal rettete Reto als letzter Mann überragend und auch Alessandro warf sich furchtlos in alle Zweikämpfe. Bei einem solchen kam es zu einem unglücklichen Zusammenprall und der Arme darf jetzt hier nachlesen, was danach noch so alles passiert ist. Gute Besserung an dieser Stelle!

Und es kam, wie es kommen musste. Zu grosse Löcher, zu wenig schnelle Beine, nicht konsequent im Zweikampf und schon führte Sputnik wieder. Einen Angriff über rechts wurde aus kurzer Distanz eingeschoben. Ärgerlich, nun auch für Depo. Es war noch etwas Zeit auf der Uhr, aber Depos Angriffe wirkten immer verzweifelter und wurden von Sputnik mehrheitlich gut abgewehrt. Der Geist war willig, aber das Fleisch immer schwächer. Und in alter Manier bei Rückstand wurde die Arbeit gegen den Ball mehr und mehr vernachlässigt, ein Spiel mit dem Feuer. Doch die Depo-Seele brannte heute heisser als die müden Muskeln. Und der erneute Ausgleich fiel tatsächlich noch. Nach einem Vorstoss kam eine Flanke von links scharf in die Mitte, wo Freund und Feind verpassten. Im Rückraum lauerte aber Teufelskerl Tom, der den Ball nach einem kurzen Sprint erreichte und wuchtig in die Maschen haute. Es war nicht so, dass dieser erneute Ausgleich nun vollkommen entgegen dem Spielverlauf gefallen war, wie dies letzte Woche der Fall war, als uns der Gegner ein schönes Tor ohne Bedrängnis und ohne viel Zutun unsererseits herschenkte. Depo hielt bis zum Schluss nach Kräften dagegen und das Spiel hätte wirklich auf beide Seiten kippen können. Sputnik fuhr weiterhin Konter, die teilweise in brenzligen Situationen, aber ohne Tor endeten und in den letzten Minuten bot sich auch Depo die Gelegenheit zum Siegestreffer. Icaro setzte den Ball jedoch knapp über den Querbalken. Und dann war Schluss.

Alles in allem geht die Punkteteilung wohl in Ordnung. Depo zeigte eine der besseren Leistungen, solidarisch, aufopferungsvoll und spielfreudig. Ein Spiel mit Charakter halt, wie es der Coach bereits mit Blick auf die Aufstellung prophezeit hat. Unter solchen Bedingungen entstehen Momente und Tore für die Ewigkeit, wie Reto an diesem Sonntag eindrücklich bewiesen hat. Er macht damit Kaspers Lupfer von vor zwei Wochen zum Tor der Saison Konkurrenz und den Eintrag in die Geschichtsbücher ist ihm sowieso gewiss! Und zum Abschluss spendete Depo Tiagos Mutter ein La Ola und ein Happy Birthday – Depo Family forever! #depoomuerte

Aufstellung: Tiago «Taffarel»  – Haile/Sevi, Alessandro, Miklos, Vögi, Reto – Serge/Hannes, Icaro, Luca/Benno – Matteo, Tom

Bogen F? Bogen K!

Freitagabend im Bogen F: Grossandrang bei der rauschenden Depo-Jubiläumsparty. Und zwei Tage später auf dem Platz, wo die Wahrheit liegt? Grossandrang, auch auf Platz 11.

Sage und schreibe 18 Depos stehen bereit, die ihren Kater ausgeschlafen, ihre Würste und ihren Risotto verdaut, ihre Familiengrippe auskuriert hatten – heiss auf den Start in die neue Rasensaison, auch wenn es absurderweise bereits Spiel Nummer sechs der laufenden Saison sein sollte. Zu feiern gibts auch etwas, nämlich das langersehnte Comeback von Miklos als Spielertrainer, der sein bewährtes 3-5-2 aufsetzt, mit ihm als Libero und Vögi ganz vorn (Variante «Presidential Sturmtank»).

Die Anfangsminuten: Depo noch nicht so richtig sortiert, die schnellen jungen Clandestinos laufen uns teils schwindlig. Nicht ganz überraschend, dass wir uns irgendwann das 0:1 einfangen: Der Captain und, nach dem ergrauten Haupthaar zu schliessen, Teamsenior der Clandestinos trifft auf eine Flanke von rechts wuchtig per Kopfball. Doch Depo erobert sich über seine Laufstärke zunehmend den Zugriff aufs Spiel, bald scheint der Ausgleich nur noch eine Frage der Zeit.

Und siehe da: Zaubertor! Kasper wird in der Spitze steil geschickt, entledigt sich des letzten Gegenspielers und schaut kurz hoch, wo ihm der Goalie entgegen kommt – worauf Kasper ihn saucool mit einer präzis gezirkelten Bogenlampe überlupft. Auf den Bogen F folgt also der Bogen K – grosses Entzücken auch an der Seitenlinie, bei Kind und Kegel und bei Bänz als mitfieberndem Gümmeler auf Tourpause. Wenig später könnte Depo gar in Führung gehen, doch der Schreibende verpasst beim ersten Ballkontakt seinen ersten Treffer seit gefühlt 26 Jahren, weil der Clandestino im Tor viel zu schnell unten ist. Mit einem leistungsgerechten Remis gehts in die Pause, doch die Depos und ihr Coach wissen: Da geht mehr.

«Etwas riskant, aber versuchen wirs!» So fasst Miklos seine Umstellungen für die zweite Halbzeit zusammen: Sturmtank Vögi wird zurück in die Abwehr beordert, Miklos rückt eine Reihe vor, um als Sechser ganz Depo in ein gnadenloses Pressing zu schicken. Der Plan geht auf – und Depo belohnt sich bald für den Aufwand. Rechts vor dem Strafraum kommt Severin an den Ball, lässt den ersten Gegenspieler stehen, geht in den Abschluss und trifft, leicht abgefälscht, zum 2:1. Momentum, anyone?

Danach zeigen sich aber vielleicht doch ein paar Nachwirkungen der Jubiläumsparty. Mit zunehmender Dauer lässt Depo auf dem Platz die letzte Konsequenz vermissen, Biss und Laufbereitschaft nehmen ab, Löcher tun sich auf. Rechts aussen läuft schliesslich ein Clandestino durch und passt scharf zur Mitte, wo ein Stürmer zu viel Platz hat und ohne Probleme zum Ausgleich einschiebt. Bald darauf kommen sie nochmals gefährlich vors Tor, doch Alessandro klärt in höchster Not. Hätte also auch noch schlimmer kommen können.

Dem berauschenden Depo-Jubiläumswochenende fehlte so letztlich die Krönung auf dem Rasen. Aber die Vibes waren da, und sie waren gut. Merke: Wenn das Glas halb leer ist, ist es im Fall immer auch halb voll (und umgekehrt). Ausser am Freitagabend, da waren irgendwann alle Gläser leer. (Floke)

Aufstellung: Jonas – Alessandro, Haile, Miklos, Philipp, Schumm – Benno, Floke, Icaro, Kasper, Loris, Luca, Matteo, Serge, Severin – Flo, Vögi, Thiago