Any Given Sunday: Ein letzter kleiner Schritt gegen Cabrón, ein grosser Schritt für Depo

#asktheoldman lautete der Hashtag des Tages: «Beste Depo-Saison aller Zeiten», so meldete im Chat das historische Gewissen von Depo, das am Spieltag wohl gerade anderweitig beschäftigt war, wie man auf Facebook sehen konnte (prominentes Klassentreffen in irgendeinem Grandhotel, mehr dazu bald in der Schweizer Hitparade).

Der letzte Schritt zum Grande Finale um Rang 3 war dann aber nochmals ein gutes Stück Arbeit. Dabei sah es zunächst eher nach einem Spaziergang bei 30 Grad aus, gegen einen Gegner aus dem unteren Tabellendrittel. Und noch vor der ersten Trinkpause ging Depo folgerichtig in Führung: Eine Doumbia-Gedächtnisflanke von links aussen (Eigenlob stinkt, sorry) wurde immer länger, und weil ein Rohner-van-Basten-Gedächtnisvolley für Kasper am hinteren Pfosten viel zu easy gewesen wär, setzte er den Ball lieber per Kopf ins Netz.

So hätte es eigentlich gut weitergehen können, aber mit der ersten richtigen Chance – Flachschuss von halblinks, noch unglücklich abgelenkt – glich Real schon wieder aus. Bald darauf kombinierte sich Depo einmal mehr unwiderstehlich nach vorn, und vor dem Tor legte Flo Lanz blitzsauber nach rechts auf Tom, der eiskalt zum 2:1 einschob. Doch auch diesmal: Lange hielt diese Führung nicht.

Es war wie verhext: Während der Gegner vielleicht zweieinhalb Chancen für zwei Tore brauchte, versuchte sich Depo daran, dem Fluch des «Chancentods» immer wieder ganz neue Facetten abzugewinnen. Es gibt ja auch wirklich unzählige Wege, das Tor nicht zu treffen (die Details sparen wir uns). Der härteste Gegner von Depo hiess an diesem verdammten Sonntag nicht Real Cabrón. Der härteste Gegner von Depo war Depo selber, mit seiner Chancenauswertung.

So war es in der zweiten Hälfte letztlich ein Kunstschuss von Icaro, der Depo die Erlösung schenken sollte: wunderschöner Lobball von der Strafraumgrenze, der sich hinter dem Goalie unter die Latte senkte. Doch auch das konnte die Nerven nicht restlos beruhigen, und so sah sich Coach Miki genötigt, sich trotz lädierter Achillessehne selber noch einzuwechseln, um in den letzten zehn Minuten für mehr Ruhe und Ordnung zu sorgen. (Für so viel Aufopferung gabs dann väterliche Schelte von Bijan nach dem Spiel: «Das machsch nie meh!»)

Jetzt heisst es also: Auf zum besten Saisonergebnis der Depo-Geschichte, und Rang 3 o muerte! Was allerdings immer noch ungeklärt ist: Wer im Hashtag #asktheoldman denn nun eigentlich mit dem alten Mann gemeint war. Alte Männer? Gibt’s nicht bei Depo.

Depo: Simon Sigg – Vögi, Schummsinho, Alessandro, Jonathan – Benno, Bijan, Ettore, Floke, Icaro, Ike, Miki, Raul, Reto – Flo, Kasper, Simon Schrämli, Tiago, Tom

Die Demonstration

Crush-Time-Stärke führt zur Big Time Chance – Ein Rückblick auf den Rückrundenstart

Depo steht drei Runden vor Schluss im Klassement auf Platz Zwei. Diese Zusammenfassung, getrübt durch teils grossen zeitlichen Abstand und daher wohl auch schöngefärbt, schildert die letzten drei Spiele, welche Depo in eine erschreckend gute Position gebracht haben.

Drei Matches, sechs Punkte (Kommentar: Scheisse!, siehe Spiel 1), 7-3 Tore: Depo hat einen gelungenen, wenngleich nicht perfekten Rückrundenstart hingelegt. Scheinbar beflügelt vom Trainingslager in Hamburg wurde die nach der Vorrunde doch überraschende Platzierung im Klassement gehalten. Am 12. Juni kommt es daher zum Showdown, mit Depo im Spitzenkampf gegen Atletico Bernina, Tabellenführer gegen Tabellenzweiter. Alle Welt fragt sich: Wie konnte es soweit kommen. Nun:


Pt. 3/3 – Die Demonstration

Mit einem Kader, der an den des besten Depos aller Zeiten erinnerte (Der Faktencheck), wurde der ehemalige Trainingsgefährte in Angriff genommen. Dieser kamen mit dem Rückenwind eines klaren Sieges gegen die bislang hervorragend platzierten Morgensterns ins Match. Trotz des beeindruckend professionellen Warmmachens des Gegners findet Depo von Beginn an sehr gut ins Spiel. Die Abwehr um Hünen wie Vögi (als laufstarker Aussenverteidiger!), Oberländer Matteo (pok, alles andere als ein Hüne) oder Nordostlicht Phillip steht, umsichtig und zweikampfstark dirigiert von Miki. Das Mittelfeld ist lauf- und spielüberlegen. Gerade Icaro, Ike und Morris sorgen für Dominanz. Vorne terrorisieren Tom und Simon (in den Ruhepausen auch Thiago) die Abwehr durch Körperlichkeit und ständiges Anrennen.

Nach ca. 25 Minuten und einer bei 15 Grad eher fragwürdigen Trinkpause ist es so weit. Ike wird nach Zidane-Gedächtnistrick über links klar gelegt. Die zaghaften Einwände, dass dies auch ausserhalb des Sechzehners gewesen sein könnte, werden nicht akzeptiert. Da Depo der neuen Hüfte des Goalies nicht traut und der Weg zum Punkt auch arg weit ist, übernimmt Vögi Verantwortung und schiebt den Penalty sicher ins recht untere (mittlere) Eck. Wenige Minuten später sorgt Simon S. mit gütiger Mithilfe des Hü-Goalies für den Doppelschlag. Folgendes war passiert: Eine Flanke nach Eckstoss segelt in den Sechzehner. Der Goalie steigt stilsicher hoch, fängt den Ball, nur um ihn postwendend wieder und vor allem hinter sich fallen zu lassen. Dort steht Simon, der quasi nur noch ins Goal rennen muss. Und beinah, beinah erzielt Tom noch vor dem Pausenpfiff das 3-0, doch der gegnerische Goalie macht seinen Fehler mit schöner Parade wieder teilweise wett. Die Ex-Hüs spielen zwar gefällig mit, entwickeln aber mit Ausnahme einer Direktabnahme, die dem Torwart eine Parade beschert, die wesentlich schöner aussah als sie schwierig war, auch dem starken und konzentrierten Abwehrverhalten wegen kaum Torgefahr.

Die zweite Hälfte war dann ein Warten auf das erlösende 3-0. Nur wollte und wollte dies trotz nicht gerade weniger Konterchancen einfach nicht fallen. Morris, Ike, Simon und wiederholt Tom scheiterten am Goalie oder – eher noch – an sich selbst. So blieben die gefühlt fünf gewonnenen Zweikämpfe in einer Minute von Erfahrungsleader Bänz lange das Highlight. Bis zur letzten Minute, dort machte der Präsident mit einem arg weiten Einwurf aus der eigenen Hälfte (!) das Spiel plötzlich sehr schnell und Tom, nachdem er zwei Abwehrspieler und den Torwart teils mehrfach ausgespielt und überlaufen hatte, das 3-0. Schlusspfiff, fertig.

Die letzten drei Spiele ausstehend grüsst Depo nun also punktgleich mit Bernina von Platz 2. Wenn den Schreibenden die mathematischen Kenntnisse nicht verlassen haben, kann Depo schlimmstenfalls noch Siebter der Gruppe und vor allem – für einzelne Personen nicht unwichtig –  nicht mehr von Sputnik überholt werden. Aber, natürlich ist jetzt nicht die Zeit für grosse Sprüche. Wir halten den Ball flach, freuen uns über die Momentaufnahme und gehen die restlichen drei Matches mit Fokus und der nötigen Demut an.

#depoomuerte

Ach egal, scheiss auf Understatement: Depo wird nächsten Sonntag die Grün-Weissen vom Platz an der Sonne schiessen und danach die Saison mit zwei weiteren Siegen auf Platz 1 der Gruppe beenden. Es folgen ein klarer, verdienter und umjubelter Sieg im Finale und irgendwann die Weltherrschaft – mark my words!

Kai

Der mühsame Pflichtsieg

Crush-Time-Stärke führt zur Big Time Chance – Ein Rückblick auf den Rückrundenstart

Depo steht drei Runden vor Schluss im Klassement auf Platz Zwei. Diese Zusammenfassung, getrübt durch teils grossen zeitlichen Abstand und daher wohl auch schöngefärbt, schildert die letzten drei Spiele, welche Depo in eine erschreckend gute Position gebracht haben.

Drei Matches, sechs Punkte (Kommentar: Scheisse!, siehe Spiel 1), 7-3 Tore: Depo hat einen gelungenen, wenngleich nicht perfekten Rückrundenstart hingelegt. Scheinbar beflügelt vom Trainingslager in Hamburg wurde die nach der Vorrunde doch überraschende Platzierung im Klassement gehalten. Am 12. Juni kommt es daher zum Showdown, mit Depo im Spitzenkampf gegen Atletico Bernina, Tabellenführer gegen Tabellenzweiter. Alle Welt fragt sich: Wie konnte es soweit kommen. Nun:


Pt. 2/3 – Der mühsame Pflichtsieg

Das Tableau servierte Depo einen weiteren Gegner, welcher eher in der unteren Tabellenhälfte zu finden ist. Doch von Anfang an liefert der ehemalige «Tschuttverein» (danke für die Namensänderung) heftigste Gegenwehr gegen einen mit vielen Stars gespickten Depokader (gut, es waren nicht alle zu Beginn da, aber irgendwann dann halt schon). Diese Gegenwehr führte nach wenigen Minuten zum Rückstand, da ein abgefälschter Schuss aus zwölf Metern für Goalie Simon nicht zu parieren war. Wichtigerweise gelang Depo aber noch vor der Pause der nicht unverdiente, aber sich nicht unbedingt abzeichnende Ausgleich durch ein mustergültiges Stürmerverhalten (Laufweg, Ballabschirmung, technisch anspruchsvoller Abschluss mit der Innenseite) von Flopov.

Hälfte Zwei zeigte ein dann doch überlegenes Depo, welches aber durch Chancenwucher eher negativ auffällt. Trotzdem fällt nach schönem Angriff und noch besserer, vor allem eiskalter Einzelleistung im Sechzehner durch Gast Seri (guter Mann, i.ü.) das 2-1. Es bleibt aber bis Ende des Spieles spannend, die Crunchtime-Könige (schon vier Siege mit max. einem Tor Unterschied) halten dem Druck Stand. Eine hochkonzentrierte Abwehrleistung und eine fehlende Durchschlagskraft beim Kontrahenten führen zum im Prinzip verdienten Pflichtsieg.

Kader: Auch einige Leute, dennoch müssen auch gewisse altersversehrte Spieler einige Minuten ran.

Kai

Der Dämpfer

Crush-Time-Stärke führt zur Big Time Chance – Ein Rückblick auf den Rückrundenstart

Depo steht drei Runden vor Schluss im Klassement auf Platz Zwei. Diese Zusammenfassung, getrübt durch teils grossen zeitlichen Abstand und daher wohl auch schöngefärbt, schildert die letzten drei Spiele, welche Depo in eine erschreckend gute Position gebracht haben. 

Drei Matches, sechs Punkte (Kommentar: Scheisse!, siehe Spiel 1), 7-3 Tore: Depo hat einen gelungenen, wenngleich nicht perfekten Rückrundenstart hingelegt. Scheinbar beflügelt vom Trainingslager in Hamburg wurde die nach der Vorrunde doch überraschende Platzierung im Klassement gehalten. Am 12. Juni kommt es daher zum Showdown, mit Depo im Spitzenkampf gegen Atletico Bernina, Tabellenführer gegen Tabellenzweiter. Alle Welt fragt sich: Wie konnte es soweit kommen. Nun:


Pt. 1/3 – Der Dämpfer

Zum Rückrundenstart musste Depo gegen einen unbequemen, aber tabellarisch eher im unteren Mittelfeld, also der angestammten Depo-Region, beheimateten Gegner antreten. Auch dank einiger Gastspieler stellte Depo einen ausreichend grossen und spielstarken Kader. Dieser brachte aber von Beginn an die eigene Stärke nicht so recht auf den Platz. Zwar ging Depo – durch Tom und Loris – gleich zwei Mal in Führung, nur um diese nicht unverdient und eher postwendend wieder herzuschenken. Einmal durfte der olympische Stürmer allein aufs Goal zu rennen und per Heber vollenden. Ein anderes Mal fälschte eine Vögi-Rettungsgrätsche den Ball unhaltbar (hoffentlich!) ab. Es ging mit 2-2 in die Pause, irgendwie hatten alle das Gefühl, dass hier deutlich mehr drinliegt.

In der zweiten Hälfte entwickelte sich ein offener Schlagabtausch, mit dem vorerst besseren Ausgang für den Gegner. Irgendwann bricht ein Aussenspieler über rechts durch. Dessen Flanke wird lang und länger und erreicht am zweiten Pfosten den einlaufenden Stürmer, nachdem der Ball haarscharf über dem Presidente seinen Scheitel rutscht. Glücklicherweise ist die Volley-Abnahme flach und kommt eher zentral. Dummerweise bewegt sich der hier schreibende Goaliedarsteller in die andere Ecke, 3-2. Depo greift in Folge mit Vehemenz an und darf zehn Minuten vor Schluss sogar jubeln. Nach einer Ecke steigt Simon hoch und köpfelt den Ball aus den Händen des Goalies, der diesen aus objektiver Depo-Sicht sicher nicht gesichert hatte. Wütende Proteste der Gegner klagen auf Foul, irgendwas von «Das war im Fünfer» wird gerufen. Depos Argument von «in England pfeift das keine Sau» greift geographisch zu kurz. Taktisch auf die Fairplay-Tabelle schielend besteht Depo nicht auf den Treffer. Sehr fair, aber irgendwie auch doof, da in der Folge keine Chance mehr rausgespielt wird, ergo kein Goal mehr fällt. Fazit: Schön war’s oben in der Tabelle, was soll’s.

Kader: kein Plan mehr, aber recht viele Leute

Kai

Der Faktencheck

Es war eine steile These, die Rechtsverteidiger Bänz Friedli unmittelbar nach dem Schlusspfiff über Whatsapp verbreitete: «Sorry aber das war eines der besten Depos, die ich je gesehen habe in 23 Jahren.» Klingt gut, aber trifft das auch wirklich zu? Truthbänz oder Fake News? Der absolut unbestechliche kritische Faktencheck.

1. Die Taktik

Die Qualität eines Trainers zeigt sich bekanntlich auch daran, dass er nicht einfach stur an einem fixen System festhält, sondern die taktische Ausrichtung im richtigen Moment dem Kader und dem Gegner anzupassen weiss. Vor dem Spiel gegen die Rosen überraschte Coach Miki also mit einer Abkehr vom bewährten 3-5-2 mit zwei offensiven Aussenläufern. Stattdessen: 4-1-4-1 mit nur einer nominellen Spitze und Miki als Scharnier zwischen Verteidigung und Mittelfeld. «Gut stehen gegen einen starken Gegner», war diesmal die Devise. Mit Blick auf das Resultat darf man festhalten: Der Plan ist voll aufgegangen.

Faktencheck: Korrekt, 10 von 10 Punkten.

2. Die Umsetzung

Die Qualität einer Mannschaft zeigt sich bekanntlich auch daran, wie flexibel sie die taktischen Vorgaben des Trainers umsetzt. Hier muss man sagen: Depo zeigte nicht die geringste Mühe mit dem Systemwechsel. Man hielt den Ball vom eigenen Tor fern und suchte über eine brutal ballsichere Mittelfeldachse zielstrebig den Weg in die Spitze. Hinten stand derweil eine gnadenlos stabile Defensive um Philippe und El Presidente, die sich nie aus der Ruhe bringen liess. Chancen blieben vorerst noch Mangelware, die vielleicht grösste in der ersten Halbzeit war ein gefährlich sich senkender Distanzschuss der Rosen – doch Goalie Kai lenkte ihn mit Häuptlingsblick an die Oberkante der Latte, ehe er den zurückspringenden Ball sicher behändigte.

«Die Aussenverteidiger also eher defensiv, oder offensiv wie sonst?» so hatte Aussenverteidiger Reto kurz vor Anpfiff extra nochmals den Coach gefragt. Dessen Ansage war klar: diesmal eher defensiv. Auf dem Platz schien das Reto dann aber nicht gross zu kümmern. Wieso denn Entweder/Oder, wenn du stark genug bist, um beides zu spielen? In der zweiten Halbzeit mündete einer dieser Vorstösse in der ersten Grosschance des Spiels. Von rechts aussen über zwei, drei Querpässe direkt vors Tor – ein Querpass zuviel? Nein, da stand Thiago, wunderschön freigespielt – doch statt im weiten Eck landete der Ball am Pfosten. Ungläubige Blicke an der Seitenlinie.

Bald darauf dann packte Fabien an der Strafraumgrenze seinen Zauberfuss aus, als er einen weiteren von Depos zügig vorgetragenen Angriffen mit einem wunderprächtigen Schlenker ins Lattenkreuz abschloss. Prädikat «Tor des Jahres», mindestens. Und als Miki bald darauf eine Ecke so gefährlich aufs nahe Eck zirkelte, dass einer der Rosen den Ball unglücklich ins eigene Tor ablenkte, zog Depo auf 2:0 davon. Völlig verdient und durchaus dem Spielverlauf entsprechend.

Faktencheck: Weitestgehend korrekt, 8 von 10 Punkten.

3. Das Resultat

Mit dem beruhigenden 2:0 im Rücken sah es so aus, als würde Depo dieses Ding cool herunterspielen. Doch dann, eine kleine Unkonzentriertheit und ein unnötiger Ballverlust in der eigenen Hälfte, die Rosen kombinierten sich zügig vors Tor – Anschlusstreffer. So folgten doch noch ein paar nervöse Schlussminuten, ehe sich El Presidente ein letztes Mal in den Ball warf, um gegen den durchgebrochenen Flügel in höchster Not zur letzten Ecke zu klären – und dann wars geschafft. Und nach diesem so souveränen Auftritt muss man sagen: Letztlich knapper als nötig, dieses 2:1.

Faktencheck: Bedingt korrekt, 5 von 10 Punkten.

4. Fairplay

Wow. Natürlich auch dank einem ausgesprochen fairen Gegner. Selbst der eine oder andere hitzige Wortwechsel wurde schnell per Handshake erledigt.

Faktencheck: 10 von 10 Punkten.

5. Eigenlob

«Sorry aber das war eines der besten Depos, die ich je gesehen habe in 23 Jahren.» Sorry, aber dazu muss man festhalten: Der Mann, der diese These aufstellte, hat selber auch nicht nur zugeschaut. Eines der besten Depos, die Bänz je gesehen hat? Das ist schlau formuliert, damit man nicht gleich merkt: Bei einem, der selber mitgespielt hat, ist das natürlich alles Andere als objektiv. Verkapptes Eigenlob – gibt leider Abzug vom Autor dieses natürlich streng objektiven Faktenchecks.

Faktencheck: Objektivität zweifelhaft, 2 von 10 Punkten.

Floke

Depo: Kai – Bijan/Floke, Philippe, Vögi, Reto/Bänz – Miki – Kasper, Serge/Benno, Icaro/Fabien, Jonathan/Mischa – Ivan/Thiago

Geglückter Auftakt – Von Worten und Taten

Coach Mikis Pausenansprache hatte eine klare Botschaft: «Lieber knapp 7:6 gewinnen, als das 4:2 verwalten.» Und auch Abwehrrecke Simon stimmte zu: «Die haben extrem schnelle Stürmer, da kann es schon nochmals scheppern.» Weiter nach vorn spielen war also angesagt. Dass mit gutgemeinten Worten noch nichts gewonnen ist, merkte etwas später auch Rückkehrer Vögi, als er sich kurz vor Schluss vom Spielfeldrand aus lauthals bemerkbar zu machen suchte, um seine etwas aus dem Tritt geratenen Depo-Schäfchen durch die letzten Minuten zu pushen. So war es letztendlich fast mehr dem Unvermögen der Eglisauer geschuldet, dass Depo den knappen 5:4-Sieg im ersten Meisterschaftsspiel über die Zeit brachte.

Das Auf und Ab dieses Spiels hatte schon vor Anpfiff begonnen. Nachdem Miki in den letzten Spielen nur mit viel Mühe und Aufwand (herzlichen Dank dafür!) elf Spieler auftreiben konnte und dazu tief in die Friendslist greifen musste, konnte er diesmal bereits am Samstagabend eine Aufstellung präsentieren, wo doch einige Positionen doppelt besetzt waren. Der Coach blieb seinem ausgeklügelten Konzept treu und stellte das inzwischen bekannte ein 3-5-2 auf, wo er selber auf der 6 die Fäden in der Hand hält. Die Verteidigung vor dem Stammkeeper Simon war mit Vögi, Schumm, Simon, Bene und Jonas hervorragend besetzt. Im Zentrum sollten Morris, Serge, Icaro und die starken Gastspieler Matteo und Arnold das Spiel an sich reissen, während sich die Flügelspieler Reto, Jonathan, Loris und meine Wenigkeit auf den Aussenbahnen abmühten. Im Sturm zählten wir auf Thiago und die weiteren Gastspieler Sandro und Serafin. (Shoutout an den Vorstand, der wieder mal komplett auf dem Platz stand.)

Was sich der Coach von dieser Aufstellung erhoffte, war klar: Attraktives Spiel nach vorn mit viel Ballbesitz und Dominanz im Mittelfeld, sowohl um eigene Angriffe zu lancieren als auch um des Gegners Angriffe im Keim zu ersticken. Flexible Aussenspieler helfen hinten aus, sind aber auch vorne präsent und rücken situativ nach innen, wenn sich das Spielgeschehen in die ferne Platzhälfte verlagert. Und vorne attackieren zwei Sturmspitzen den Spielaufbau oder unterstützen das kompakte Mittelfeld mit Backchecking. Vorbei sind die Zeiten des Allerwelts-4-4-2 oder des Angsthasen-5-4-1. Depo spielt mit, egal gegen wen. Vladimir wäre stolz.

Doch keine Minute war gespielt, als prompt der erste Rückschlag erfolgte. Nach einem ersten Ballverlust im Mittelfeld schalteten die Eglisauer blitzschnell um, überspielten die offensiv positionierten Depos, passten rasch an den 16er, wo einer dieser Sonntagstschüteler den Ball gekonnt am machtlosen Simon vorbei in die Ecke schob. Wir rieben uns die Augen und applaudierten höflich. Nur einer schien gänzlich unbeeindruckt und lief wenige Minuten später mit dem Ball am Fuss los, übers halbe Feld, und als sich das gegnerische Tor am Horizont abzeichnete, setzte er an und hämmerte den Ball dreissig, vierzig Meter durch die Luft, wo er über dem verdutzten Torwart unter der Latte einschlug, als wären wir in Dresden, 1945. Dieser Mischung aus purer Willenskraft, Eleganz und vollendete Technik hält nur ein Körper stand, natürlich ist es «El Presidente» Vögi.

Diese fussballerische Offenbarung zeigte Wirkung. Plötzlich waren wir präsent, hielten besser dagegen, standen näher beim Mann und agierten alles in allem einen Tick schneller. Dabei wurde auch ersichtlich, dass die Eglisauer doch eher wenig aus ihren spielerischen Anlagen machten, ja, einer schien sich gar als Tagesziel gesetzt zu haben, all seinen Gegenspielern ein Tunnel zu schieben, was auch oft gelang, jedoch meinst mit überschaubarem Vorteil in Bezug auf das allgemeine Spielgeschehen. In unseren Reihen zeichnete sich insbesondere unser Gaststürmer Serafin total Depo-untypisch dadurch aus, dass er konsequent und direkt den Abschluss suchte. Die ersten paar Versuche gingen noch mehr oder weniger deutlich daneben, aber dann – inspiriert vom grandiosen Vögi und «The Art of the Lob» –schlenzte den Ball gekonnt zur erstmaligen Führung in die linke hohe Ecke.

Die Reaktion der Eglisauer blieb nicht aus und nach einer Ecke, seit Jahren eine Schwäche, stand es plötzlich wieder unentschieden. Wie dieser Gegentreffen im Detail entstanden war, entzieht sich meiner Erinnerung, vermutlich stimmte die Zustimmung nicht oder wir waren im Kopfballduell unterlegen oder wir konnten den Ball nicht klären, bis er irgendwie den Weg ins Tor fand. Das ist im Grund auch unerheblich, denn Serafin hatte noch lange nicht genug und produzierte kurz danach eine Kopie seines Treffers von vorhin, was dem gegnerischen Keeper einen Frustrationsschrei entlockte, als der Ball über ihn hinwegflog. Das 4:2 noch vor der Pause war dann die Krönung der Leistung unseres neuen Stürmerjuwels und seines kongenialen Partners Sandro, die die Erinnerung an Tom verblassen liessen. Mit einem einfachen Doppelpass umspielten sie die gesamte Eglisauer Verteidigung, als ob sie seit der B-Jugend nichts anders gemacht hätten, der Abschluss, flach und platziert gegen die Laufrichtung des Torwarts, verdient das Prädikat Weltklasse, zumindest in den Massstäben der Liga.

Danach war Pause, der Gegner konsterniert ob den eigenen Ansprüchen und wir wähnten uns siegessicher. Die oben erwähnten Worte waren aber genau das: Worte. Wir würden einfach so weitermachen, nochmals vier Tore nachlegen und wenn sie noch eines reinwürgen, auch nicht so schlimm. Naja, vielleicht nicht ganz.

Eglisau kam energetisch aus der Pause. Sie investierten mehr, pressten früher mit ihrem schnellen Stürmer und erarbeiteten sich einige Chancen. Vor dem Tor aber waren sie zu wenig kaltblütig. Entweder droschen sie den Ball überhastet weit neben und/oder über das Tor oder sie dribbelten so lange, bis irgendein Bein, ein Fuss oder auch ein Hinterteil den Weg zum Tor versperrte. Depos Beteiligung am Spiel beschränkte sich je länger je mehr auf folgendes: kurzes Abspiel von Simon auf einen Verteidiger, der dann irgendwann zu Miki weiterpasste, welcher den Ball weit in die gegnerische Platzhälfte sandte, als ob dort der Geist von Tom auf seine Chance wartete. Danach rannten wir Gegner und Ball hinterher, bis es wieder von vorne begann. Kein Wunder also, dass es Vögi, völlig ausser Atem von einem Ausflug in den gegnerischen Strafraum – als Verteidiger allein ein Pressing aufzuziehen, überstieg jedoch sogar seine Fähigkeiten – beim Zuschauen noch schlechter wurde als von der körperlichen Verausgabung, was zur eingangs erwähnter akustischer Einflussnahme oder deren Versuch von der Seitenlinie führte. Viel genützt hat’s nicht. Doch auch Eglisau fand nicht mehr aus dem Elend und konnte auch mit zwei Freistössen aus guten Positionen nichts anderes anfangen, als – innerlich sich wohl bereits jubelnd vor der Kurve sehend – den Ball am Tor vorbeizuschiessen.

Und so blieb es bei diesem 5:4 zu unseren Gunsten und der ewigen Erkenntnis: Der Geist ist willig, aber das Fleisch ist schwach.

Benno