Spielerisch war Depo an diesem letzten Saisonsonntag richtig stark! Fast über die ganzen achtzig Minuten spielten wir faktisch auf ein Tor. Und verloren doch äusserst unglücklich 0:1. Nach der alten Scheissbinsenwahrheit «Wenn man sie vorne nicht macht …» Viel Alu, zwei verschossene Elfer, un-fucking-believable. Aber, halt: Rang 8, wir gehören zum besten Drittel der Liga.
Nieselregen, ein nasskalter Sonntag. Kirchenglocken dröhnen, fern heulen Sirenen. Und unter der Betonbrücke versammeln sich im moderigen Halbdunkel eigenartige Gestalten: Jünglinge auf Hipster-Velos, ein Bärtiger in Regenjacke, ein grossväterlich Faltiger mit seinem etwas weniger hippen Velo. Finstere Männer. Die Szenerie hat etwas Verschwörerisches. Was wollen die so früh? Und bei dem Wetter?
Fussball spielen! Es ist Depowetter, es ist unser Platz 11. Und gäbe es aussenstehende Beobachter, sie würden nicht glauben, wie leichtfüssig und beschwingt die dunklen Gestalten von eben noch kurz nach zehn Uhr über den Rasen tänzeln. Einen Rasen, der mit ganz viel Sand versetzt wurde und sich unter den Nocken anfühlt wie ein Strand …
Beach Soccer, das zelebriert Deportivo denn auch. Benno hat ein mutiges 3-5-2 aufgestellt, Depo ist selbstbewusst, die Zuspiele kommen an, wir drücken. Den ersten gelungenen Angriff des Gegners kontern wir sofort – und dieses rasche Umschalten wird ein Hauptmerkmal unseres heutigen Spiels sein! –, vorne spielt Rico den Patrick vor dem Tor wunderbar frei, und der vergibt aus bester Position. Leider sollte auch dies zum Sinnbild des Spiels werden: das x-fache Vergeben bester Chancen von Depo.
Nach fünfzehn Minuten trifft Benno die Latte. Weitere Alutreffer sollten folgen. Depo ist das klar bessere, wachere Team. Sogar richtig quirlig: Champagnerfussball. Nur will der Korken nicht knallen, die verdiente Führung bleibt aus. Selbst dann, als uns ein – etwas streng gepfiffener – Penalty zugesprochen wird. Kai sieht seinen Schuss pariert.
Aber es muss gesagt sein: So gespielt wie heute, ist dieses 3-5-2 eine Option für die nächste Saison. Notfalls wird zu acht verteidigt, die Aussenläufer staffeln nach hinten, Tom und Jonathan stellen die Mitte zu, Benno betätigt sich unermüdlich als Scharnier zwischen Defensive und Angriff. Das war richtig guter Fussball! Weil wir jeweils unglaublich rasch umschalten und gefährliche Angriffe lancieren. Der gefährlichste: Freistoss FloKe von links, wunderbar über den Goalie gezirkelt, der nach vorn geschlichene Vögi kommt frei vor dem Tor an den Ball – und haut ihn aus vielleicht eineinhalb Metern mit dem rechten Fuss drüber. (Mit der Brust reindrücken hätte wohl geklappt …)
Dennoch Zuversicht in der Pause: Irgendwie ist allen klar, dass der Ball früher oder später reingehen wird und wir dieses Spiel gewinnen.
Zweite Halbzeit: Wir dominieren. Machen sie aber vorne ein ums andere Mal nicht; Jonathan, Patrick, Rico, Benno, Linus und FloKe scheitern. Dann, endlich: Noch mal Elfmeter für Depo. Rico tritt an. Wieder angelt sich der Turicum-Schlussmann den Ball.
Allmählich wird’s grotesk.
Und schliesslich passiert, was passieren muss, wenn man sie vorne nicht macht … Ein schneller Turicum-Gegenstoss über rechts, ein trockener Schuss aus 17 Metern, und er ist drin. Nicht zwingend. Und vor allem: eine der ganz wenigen reellen Torchancen des Gegners.
Egal, es bleibt ja noch Zeit!
Denkste. In der 68. Minute wird ein Kopftor von Tom aberkannt, wegen angeblichen Offsides. Knapper Entscheid! Depo rennt nun förmlich an, nur noch wir spielen. Eckball um Eckball. In der 74. Minute bugsiert Rico den Ball mittels akrobatischer Traumeinlage in hohem Bogen Richtung Tor – das muss der längst fällige Ausgleich sein! Nein. Der Pfundskerl zwischen den Zwietracht-Pfosten hext zum x-ten Mal und rettet mirakulös. «Der hat heut einen besonders guten Tag», staunen sogar seine Mitspieler.
«Fuck!», denk ich mir, denn: Das wars. Den «Final» um Rang 7 sauknapp und unverdient verloren.
Hätte man uns vor der Saison gesagt, dass wir ins Cuphalbfinale vordringen und zuletzt mit Rang acht in der Meisterschaft eher schlecht belohnt sein würden, hätten wir’s kaum geglaubt. Soll man sich nun freuen über eine spielerisch und kameradschaftlich grossartige Saison und den zweitbesten Schlussrang der Vereinsgeschichte – oder am Ende doch leise grämen über den so knapp verpassten ganz grossen Coup?
Sagen wir es so: Das heute so angriffige und spielfreudige Depo ist doch schlicht ein Versprechen für die nächste Saison. Schauen wir vorwärts, ¡Depo o muerte!
Depo mit Captain Simi im Tor; Kai, Vögi, Roman/Bänz in der Verteidigung; Floke, Jonathan, Tom Lüthi, Benno, und Linus in der Fünferkette; vorne mit Rico und Patrick Hattrick.
Und der alte Mann hat das Schlusswort:
«Jungs, es hat Spass gemacht im grossen Sommer 2017.»
bänz